Wiederherstellung des geistigen Eigentums Jesu

Mündliche und schriftliche Evangelien-Überlieferung

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In der Zeitschrift für Neutestamentliche Wissenschaft, 44, 1952/53, wurde unter dem TItel "Die aramäische Periode der werdenden christlichen Kirchen" ein Artikel des Historikers und Archäologen Charles Cutler Torrey veröffentlicht. Darin wurde nachgewiesen, dass es im ersten Jahrhundert aramäische Evangelien gab. Und diese waren Grundlage der griechischen Evangelien.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse stellt sich die Jesus-Überlieferung in den ersten vier Jahrhunderten wie folgt dar:


  • Noch während Jesu Lebzeiten entstand eine mündliche Überlieferung, die ungefähr bis Ende des 1. Jahrhunderts reichte (siehe Abbildung);
  • aus dieser mündlichen Überlieferung der Worte und Taten Jesu entstanden zunächst aramäische Evangelien, die gemäß Torrey vernichtet wurden, wahrscheinlich Ende des 1. Jahrhunderts;
  • für die Griechisch sprechenden Gemeinden im Mittelmeerraum wurden die aramäischen Evangelien ins Griechische übersetzt;




  • Diese griechischen Evangelien wurden bis ins 4. Jahrhundert in den sich bildenden christlichen Gemeinden handschriftlich vervielfältigt (und verändert);
  • die bedeutendsten griechisch überlieferten Handschriften der Evangelien finden sich im Codex Vaticanus Graecus 1209 und im Codex Sinaiticus, die aus dem 4. Jahrhundert stammen (und den gesamten Bibeltext enthalten).
  • Zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert wurden die griechischen Evangelien für Altsyrisch sprechende Christen in ihre Sprache (rück-)übersetzt. Dieses Altsyrisch stand dem Aramäischen Jesu in der Aussprache und im Vokabular sehr nahe, da Israel und Syrien aneinander grenzten.
  • Die in der Abbildung in der Umrahmung zusammengefassten altsyrischen Evangelien enthalten viele Fehler, die auch in den griechischen Texten vorhanden sind. Somit handelt es sich um Rückübersetzungen griechischer Vorlagen ins Syrische/Aramäische, keinesfalls um originale Texte. Aber: Sie unterscheiden sich sowohl untereinander als auch vom griechischen Standard-Text und bieten an ungezählten Stellen andere Begriffe und Vokalisationen als der griechische Text. Daher haben sie einen wesentlichen Beitrag für die aramaistische Bearbeitung von Jesus-Worten geliefert. Insgesamt sind sie sprachlich näher am Original und bieten Übersetzungen und Erkenntnisse, die aufgrund des Griechischen nicht möglich sind.